Auslandsrecruiting – darauf kommt es an

Infos zu Auslandsrecruiting

Beim Auslandsrecruiting müssen Sie ein paar Besonderheiten beachten.

Der Wettbewerb um motivierte und qualifizierte Arbeits-, Fach- und Führungskräfte stellt Unternehmen vor immer größere Herausforderungen. Um die benötigten Mitarbeiter zu gewinnen, kann es sich deshalb lohnen, die Personalsuche aufs Ausland auszuweiten. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie einen erfolgreichen Recruiting-Prozess auf internationaler Ebene gestalten können.

Internationale Arbeitskräfte können eine große Bereicherung für Ihr Unternehmen sein und sich positiv auf Ihre Wettbewerbsfähigkeit auswirken. Greifen Sie auf Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland zurück, vermeiden Sie unbesetzte Stellen und profitieren gleichzeitig von frischen Impulsen in Ihrem Team.

Außerdem können Sie möglicherweise neue Kundengruppen gewinnen. Hinzu kommt, dass sich Ihr Talentpool erweitert und Sie Ihre Bekanntheit als Unternehmen und Arbeitgeber steigern.

Doch wie im Inland brauchen Sie auch beim Auslandsrecruiting eine gute Strategie, um die gewünschten Erfolge zu erzielen. Wir fassen zusammen, worauf es ankommt.

 

Die wichtigsten Maßnahmen und Wege für ein erfolgreiches Auslandsrecruiting

Wenn Sie Ihre Personalsuche aufs Ausland ausweiten möchten, können Sie sich an mehrere Stellen wenden, um Informationen und Unterstützung zu erhalten. Gleichzeitig sollten Sie die Instrumente und Kanäle, die Sie bislang für die Mitarbeitergewinnung einsetzen, so anpassen, dass sie auch für internationale Bewerber attraktiv werden. Und nicht zuletzt sollten Sie die Möglichkeiten für direkte Kontakte im Ausland nutzen.

 

Auslandsrecruiting über EURES und ZAV

EURES ist ein 1994 gegründetes Netzwerk der Europäischen Kommission, das sich für die Vermittlung und Gewinnung von Arbeitskräften innerhalb der EU einsetzt. Das Kürzel steht für European Employment Services. Im Netzwerk erhalten Sie kostenfrei Beratung in praktischen, verwaltungstechnischen und rechtlichen Fragen beim Recruiting ausländischer Mitarbeiter.

Außerdem organisiert das Netzwerk internationale Jobmessen und vermittelt Kontakte zu Hochschulen in Europa. Darüber hinaus gibt es ein Jobportal, auf dem Sie sich als Arbeitgeber registrieren, Ihre eigenen Stellenanzeigen veröffentlichen und die Lebensläufe von Job-Interessenten einsehen können.

Die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit, kurz ZAV, stellt ebenfalls kostenlos Informationen über unter anderem gesetzliche Bestimmungen, die Gestaltung von Stellenanzeigen oder Integrationsprogramme bereit. Sie können Ihre Jobangebote europaweit veröffentlichen, an internationalen Stellenbörsen teilnehmen und europäische Hochschulen kontaktieren. Auch die Vorauswahl und Vermittlung von Bewerbern gehören zum Service der ZAV.

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Mitarbeitergewinnung über Online-Jobbörsen und Ihre Homepage

Stellenbörsen und Bewerberdatenbanken im Internet können Sie einfach und zeitnah mit potenziellen Bewerbern zusammenbringen. Allerdings haben Sie auf solchen Plattformen viel Konkurrenz.

Erstellen Sie deshalb aussagekräftige und informative Stellenanzeigen und formulieren Sie diese entweder auf Englisch oder in der Landessprache Ihres Ziellandes. Achten Sie außerdem darauf, dass Sie Portale wählen, die international oder landesspezifisch ausgerichtet sind.

Auch die Homepage Ihres Unternehmens ist ein wichtiger Kommunikationskanal beim Auslandsrecruiting. Zum einen können Sie hier natürlich Ihre Stellenangebote veröffentlichen. Zum anderen werden Interessenten aus dem Ausland die Webseite nutzen, um mehr über Sie als Unternehmen und Arbeitgeber zu erfahren.

Stellen Sie die Inhalte auf Ihrer Seite deshalb nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch und eventuell in weiteren Sprachen zur Verfügung. Heben Sie zudem Ihre internationale Ausrichtung hervor, präsentieren Sie Ihr multikulturelles Team und zeigen Sie auf, wie Sie ausländischen Mitarbeitern dabei helfen, hier Fuß zu fassen.

 

Personalsuche auf Jobmessen, in Printmedien und an Hochschulen

Berufsmessen sind eine gute Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen, sich als Arbeitgeber vorzustellen und potenzielle Mitarbeiter zu rekrutieren. Wichtig ist aber, dass Sie Ihren Messeauftritt gut vorbereiten.

Sorgen Sie für eine ansprechende Gestaltung Ihres Messestandes, halten Sie genug Informationsmaterial bereit und setzen Sie auf hochwertige Give-aways. Achten Sie außerdem darauf, dass die Mitarbeiter, die den Stand betreuen, zur Zielgruppe passen und über entsprechende Fremdsprachenkenntnisse verfügen.

Zeitungen und Fachzeitschriften im Zielland eignen sich ebenfalls, um potenzielle Bewerber anzusprechen. Die Konkurrenz ist geringer als zum Beispiel in Online-Jobbörsen. Allerdings brauchen Sie Kenntnisse der Medienlandschaft, um die richtigen Blätter auszuwählen.

International ausgerichtete Hochschulen im In- und Ausland sind eine weitere Adresse, um Nachwuchskräfte zu finden. Ihre Stellenangebote können Sie über die Schulleitung oder die Stellenbörse am Campus platzieren.

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Mitarbeitersuche durch Kontakte

Wie im inländischen Recuriting können natürlich auch bei der Mitarbeitergewinnung im Ausland persönliche Kontakte weiterhelfen. Hören Sie sich in Ihrem Netzwerk um, ob jemand einen Kandidaten mit dem gesuchten Profil kennt. Beziehen Sie außerdem Ihre Mitarbeiter ein. Sie haben womöglich Familie oder Bekannte im Ausland, die sie als neue Kollegen empfehlen können.

Daneben sollten Sie Geschäftspartner, Lieferanten und Kunden im Ausland als Ansprechpartner berücksichtigen. Gleiches gilt natürlich für die Kollegen, die in Auslandsniederlassungen tätig sind. Sie verfügen über Kontakte im Zielland und kennen die kulturellen Besonderheiten. Solches Insider-Wissen ist im Auslandsrecruiting sehr hilfreich.

 

Recruiting mittels Dienstleistern

Muss eine Stelle möglichst schnell besetzt werden, suchen Sie nach sehr speziellem Expertenwissen oder möchten Sie eine größere Anzahl an ausländischen Mitarbeitern einstellen, können Personalberater oder Headhunter eine sinnvolle Lösung sein.

Die Dienstleistung gibt es zwar nicht zum Nulltarif. Aber die Anbieter nehmen Ihnen viel Arbeit ab, sodass Sie schneller zu guten Ergebnissen kommen. Außerdem gibt es Dienstleister, die sich auf das Auslandsrecruiting spezialisiert haben und dadurch auf ein entsprechendes Netzwerk zurückgreifen können.

 

Die rechtlichen Vorgaben beim Auslandsrecruiting

Beschäftigen Sie ausländische Mitarbeiter, müssen Sie einige rechtliche Vorgaben beachten. Maßgeblich ist dabei das Herkunftsland.

Rekrutieren Sie Mitarbeiter aus der EU, gestaltet sich die Angelegenheit unkompliziert. Denn Mitarbeiter mit der Staatsangehörigkeit eines EU-Landes können innerhalb der EU frei leben und arbeiten. Gleiches gilt für Fachkräfte aus der Schweiz und dem Europäischen Wirtschaftsraum, dem neben der EU Island, Liechtenstein und Norwegen angehören.

Bürger anderer Staaten brauchen unter Umständen ein Visum und einen Aufenthaltstitel, damit sie in Deutschland arbeiten können. Dabei haben die Neuregelungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes das Auslandsrecruiting vereinfacht. So können Sie nun Fachkräfte für jeden beliebigen Beruf einstellen.

Die sogenannte Vorrangprüfung, bei der die Bundesarbeitsagentur überprüft hat, ob die Stelle mit einem Arbeitnehmer aus Deutschland oder der EU besetzt werden kann, findet nicht mehr statt. Voraussetzung ist aber, dass Ihr neuer Mitarbeiter einen akademischen Abschluss oder eine Berufsausbildung hat, die ihn für die Tätigkeit qualifiziert und in Deutschland anerkannt ist.

Damit Ihr neuer Mitarbeiter seine Tätigkeit schneller aufnehmen kann, können Sie bei der zuständigen Ausländerbehörde außerdem ein beschleunigtes Fachkräfteverfahren beantragen. Dieses Verfahren beinhaltet nicht nur eine verkürzte Bearbeitungszeit, sondern auch Unterstützung bei zum Beispiel dem Visa-Prozess.

Die Regelungen aus dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz beziehen sich aber tatsächlich auf Fachkräfte in qualifizierten Berufen. Für ungelernte Arbeitnehmer oder einfache Tätigkeiten, die keine spezielle Ausbildung erfordern, gelten die Bedingungen nicht. Informieren Sie sich deshalb im Vorfeld bei der Arbeitsagentur, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, wenn Sie ausländische Arbeitskräfte aus den jeweiligen Staaten nach Deutschland holen möchten.

 

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Die wesentlichen Schritte beim Recruiting ausländischer Mitarbeiter

Wie grundsätzlich und immer bei der Mitarbeitergewinnung sollten Sie auch das Auslandsrecruiting strukturiert angehen.

Dabei kann sich Ihre Vorgehensweise an folgenden Schritten orientieren:

 

Bedarf analysieren und Aufwand abwägen

Zunächst sollten Sie ermitteln, welche Stellen in Ihrem Unternehmen besetzt werden müssen und welche Qualifikationen dafür notwendig sind. Arbeiten Sie dazu präzise Beschreibungen der jeweiligen Positionen aus und entwickeln Sie auf dieser Basis ein konkretes Bewerberprofil mit Muss- und Kann-Anforderungen.

Bevor Sie weitere Maßnahmen einleiten, sollten Sie den Aufwand und den Nutzen eines Auslandsrecruitings gegenüberstellen. Die Personalsuche im Ausland ist schließlich aufwändiger und mit höheren Kosten verbunden als die Mitarbeitergewinnung im Inland. Prüfen Sie daher:

  • Ist für die freien Stellen besonderes Fachwissen gefragt?
  • Rechtfertigen die ermittelten Bewerberprofile eine internationale Personalsuche?
  • Wie schnell müssen die Stellen besetzt werden?

Kommen Sie zu dem Ergebnis, dass der Zeit-, Arbeits- und Kostenaufwand einer Rekrutierung aus dem Ausland in einem vertretbaren Verhältnis zu dem Nutzen für Ihr Unternehmen steht, können Sie die praktische Umsetzung ausarbeiten.

Zielländer für das Auslandsrecruiting auswählen

Im nächsten Schritt suchen Sie eines oder mehrere Länder aus, auf die sich Ihr Auslandsrecruiting konzentrieren soll. Dabei können folgende Fragen weiterhelfen:

  • Wie ist die Wirtschaftslage in den Zielländern verglichen mit Deutschland?
  • Gibt es in den Zielländern Arbeits- und Fachkräfte mit den gesuchten Kompetenzen?
  • Sind die ausländischen Abschlüsse und Qualifikationen in Deutschland anerkannt?
  • Wie gestaltet sich die Arbeitsmarktsituation in den Zielländern? Wie groß ist der Wettbewerb um qualifiziertes Personal und sind die Arbeitskräfte bereit, nach Deutschland zu kommen?
  • Haben Sie bereits Kontakte in den Zielländern, auf die Sie zurückgreifen können?
  • Sprechen Arbeitnehmer aus den Zielländern deutsch oder englisch?
  • Haben Sie Mitarbeiter, die die Sprache der Zielländer beherrschen?
  • Wie aufwändig wird die Integration der neuen Mitarbeiter werden?

Einen Überblick über die Situation, die Trends und die Entwicklungen auf dem internationalen Arbeitsmarkt finden Sie zum Beispiel auf den Seiten der Außenhandelskammern.

 

Stellenanzeigen formulieren

Ausländische Bewerber verfügen oft über Abschlüsse, die nur bedingt mit deutschen Abschlüssen übereinstimmen. Nennen Sie in Ihrer Stellenanzeige die hierzulande üblichen Bezeichnungen für Abschlüsse und Qualifikationen, kann es zu Missverständnissen kommen. Besser ist deshalb, wenn Sie in Ihrem Anzeigentext präzise die Kenntnisse und Fähigkeiten beschreiben, die für die ausgeschriebene Stelle notwendig sind.

Außerdem sollten Sie auflisten, welche Unterlagen Sie von Bewerbern haben möchten. Denn im Unterschied zu Deutschland zählen in anderen Ländern ein vollständiger Lebenslauf oder Arbeitszeugnisse nicht unbedingt zu den üblichen Bewerbungsunterlagen.

Formulieren Sie Ihre Anzeige möglichst in Englisch. Beschränken Sie Ihr Auslandsrecruiting auf ein Zielland und verfügen Sie über Kenntnisse der dortigen Landessprache, können Sie Ihr Stellenangebot natürlich auch in der Landessprache veröffentlichen. Erwähnen Sie im Text aber auch, in welchen Sprachen Sie Bewerbungen entgegennehmen.

 

Strategie fürs Auslandsrecruiting aufstellen

Definieren Sie, wie Sie Ihr Auslandsrecruiting umsetzen wollen. Wählen Sie dazu die Kanäle aus, die Sie einsetzen möchten. Planen Sie dann die einzelnen Schritte, Maßnahmen und Methoden, die Ihre Strategie umfassen soll. Anschließend können Sie Ihre Stellenangebote auf den entsprechenden Plattformen veröffentlichen.

 

Bewerbungsverfahren organisieren

Grundsätzlich können Sie das Bewerbungs- und Auswahlverfahren ähnlich gestalten wie bei der Einstellung deutscher Mitarbeiter. Ein Unterschied ergibt sich aber daraus, dass es mitunter schwieriger sein kann, ausländische Bewerbungsunterlagen zu prüfen.

Eine Überlegung kann daher sein, Bewerber um übersetzte Zeugnisse zu bitten. Um Bildungsabschlüsse besser einschätzen zu können, hilft ein Blick in die Datenbank der ZAB (Zentrale für ausländisches Bildungswesen).

Die Vorstellungsgespräche können Sie direkt im Zielland führen. Diese Variante bietet sich an, wenn Sie mehrere Bewerber kennenlernen möchten und die Kandidaten in einer Stadt oder Region wohnen. Einfacher ist aber, das erste Gespräch online durchzuführen.

Fokussieren Sie sich beim Jobinterview nicht nur auf die ausgeschriebene Stelle und die Kompetenzen des Bewerbers. Besprechen Sie stattdessen auch, wie sich der Bewerber das Leben und Arbeiten in einem fremden Land vorstellt und wie Sie ihn als Arbeitgeber bei der Integration unterstützen werden.

 

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Integrationsmaßnahmen vorbereiten

Um ausländische Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig ans Unternehmen zu binden, muss es eine Willkommenskultur geben. Denn wenn sich die neuen Mitarbeiter nicht richtig integrieren können oder unwohl fühlen, werden sie die Zusammenarbeit nicht fortsetzen wollen. Gehen sie schon nach kurzer Zeit zurück in ihre Heimatländer oder wechseln sie gar den Arbeitgeber, war der ganze Aufwand umsonst.

Sinnvolle Maßnahmen, die die Integration erleichtern, können zum Beispiel Begrüßungsveranstaltungen, Sprachkurse und Informationsmappen sein. Auch Paten oder Mentoren im Unternehmen sind hilfreich. Beachten Sie außerdem, welche religiösen Feste ihre neuen Mitarbeiter feiern und welche kulturbedingten Essgewohnheiten sie haben.

Auch Ihr vorhandenes Personal sollten Sie bei der Zusammenarbeit mit den neuen, ausländischen Kollegen unterstützen. Sorgen Sie für Akzeptanz und Begegnungen auf Augenhöhe, indem Sie zum Beispiel Informationsveranstaltungen anbieten, die auf kulturspezifische Besonderheiten eingehen. Je weniger Unsicherheiten bestehen, desto einfacher und schneller finden Ihre Mitarbeiter als Team zusammen.