Mittlerweile findet ein Großteil des alltäglichen Lebens online statt. Digitale Hilfsmittel wie Computer und Smartphones sind kaum noch wegzudenken, E-Mails und Kurznachrichten haben klassischen Briefen längst den Rang abgelaufen. Insofern wundert es wenig, dass die Digitalisierung auch bei der Personalsuche angekommen ist. Das Online-Recruiting ist ein zunehmend wichtiges Instrument, um Mitarbeiter zu finden.
Wie in vielen anderen Bereichen ist auch im Recruiting die Zukunft digital. Um die richtigen Mitarbeiter zu finden und für sich zu gewinnen, führt praktisch kein Weg mehr am Online-Recruiting vorbei.
Allerdings bringt es auch nicht viel, willkürlich alle Möglichkeiten zu nutzen, die die Mitarbeitergewinnung online bietet. Sinnvoller ist, gezielt die Maßnahmen auszuwählen und umzusetzen, die zu Ihrer Recruiting-Strategie passen, Ihre Zielgruppe erreichen und Sie im Arbeitsalltag entlasten.
Inhalt:
Online-Recruiting: Was bedeutet Mitarbeitergewinnung online?
Der Begriff Online-Recruiting steht für Maßnahmen, Instrumente und Kanäle, durch die der Prozess der Personalsuche und der Mitarbeitergewinnung im digitalen Raum stattfindet. Neben der Veröffentlichung von Stellenangeboten im Internet zählen dazu auch alle anderen digital unterstützten Abläufe, die direkt und indirekt mit der Personalbeschaffung zusammenhängen.
So gehört das Employer Branding in den sozialen Netzwerken zum Beispiel genauso zum Online-Recruiting wie Vorstellungsgespräche, die per Video-Chat stattfinden. Gleiches gilt für ein Bewerbermanagementsystem und andere Softwarelösungen, die beim Recruiting zum Einsatz kommen.
Dass digitale Medien bei der Mitarbeitersuche immer wichtiger werden, ist eigentlich logisch. Schließlich ist das Internet quer durch alle Generationen ein fester Bestandteil des Alltags geworden. Und wenn das Internet genutzt wird, um sich über die verschiedensten Themen zu informieren, einzukaufen, Bankgeschäfte zu erledigen oder sich mit Freunden auszutauschen, liegt es nahe, online auch auf Jobsuche zu gehen.
Der demografische Wandel und der branchenübergreifende Mangel an Fach- und Führungskräften beschleunigen die Notwendigkeit, neue Wege im Recruiting auszuprobieren. Weil mehr Menschen in den Ruhestand gehen als auf den Arbeitsmarkt nachrücken, driften die Anzahl der verfügbaren Fach- und Führungskräfte und die Anzahl an offenen Stellen zunehmend auseinander.
Gleichzeitig haben qualifizierte Nachwuchstalente andere Erwartungen und Ansprüche ans Berufsleben, als das früher der Fall war. Für Unternehmen heißt das, dass sie einerseits im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter überzeugen müssen. Andererseits müssen sie die Vorlieben berücksichtigen und Kandidaten dort abholen, wo diese unterwegs sind. Und das ist heutzutage eben in erster Linie das Internet.
Welche Möglichkeiten eröffnet die Mitarbeitergewinnung online?
Das Online-Recruiting umfasst alle Maßnahmen der Personalbeschaffung, die digital stattfinden. Aus diesem Grund können Sie das Online-Recruiting für zahlreiche Vorhaben einsetzen und nutzen, um die Abläufe innerhalb Ihres Recruiting-Prozesses zu optimieren.
Zu den wichtigsten Einsatzbereichen der Mitarbeitergewinnung online gehören diese:
Stellenangebote veröffentlichen
Auf der Suche nach neuen Mitarbeitern gehört die Stellenanzeige zu den zentralen Werkzeugen. Umfragen belegen regelmäßig, dass fast die Hälfte aller Jobsuchen in Online-Stellenbörsen beginnt. Für eine erfolgreiche Mitarbeitergewinnung ist deshalb wichtig, dass Sie mit informativen, aussagekräftigen und überzeugenden Stellenanzeigen online vertreten sind.
Allerdings sollten Sie nicht nur auf Stellenbörsen setzen. Denn hier ist die Konkurrenz groß und Ihre Anzeige kann in der breiten Masse schnell untergehen. Veröffentlichen Sie Ihre Angebote auch auf Ihrer eigenen Webseite und in den sozialen Medien. So stellen Sie sicher, dass viele Kandidaten auf Ihre Stellenausschreibungen aufmerksam werden.
Active Sourcing betreiben
Stellenanzeigen sprechen in erster Linie Kandidaten an, die gerade auf Jobsuche sind oder den Arbeitgeber wechseln wollen. Doch viele qualifizierte Fach- und Führungskräfte haben bereits eine Anstellung. Über Stellenausschreibungen sind sie deshalb kaum zu erreichen. Andererseits sind viele von ihnen durchaus offen für Angebote und einem Wechsel nicht abgeneigt.
Um Experten und Talente zu finden, werden Sie deshalb oft aktiv auf passende Kandidaten zugehen müssen. Die direkte Ansprache mit dem Ziel, Kandidaten von einer Tätigkeit in Ihrem Unternehmen zu überzeugen, wird als Active Sourcing bezeichnet.
Dabei lässt sich diese Form der Mitarbeitergewinnung online besonders gut umsetzen. Digitale Tools helfen dabei, solche Kandidaten ausfindig zu machen und zum Beispiel über Karrierenetzwerke zu kontaktieren.
Mit Bewerbern kommunizieren
Die digitale Kommunikation ist ebenfalls ein Element vom Online-Recruiting. Sich mit Bewerbern per E-Mail und Messengerdienst auszutauschen, geht deutlich schneller und unkomplizierter als auf dem Postweg. Sie können direkt auf Anfragen reagieren und Bewerber einfacher auf dem Laufenden halten.
Ein Chatbot kann wiederkehrende Fragen beantworten und steht auch außerhalb der Bürozeiten zur Verfügung. Ein Online-Bewerbungsformular wiederum kann die wichtigsten Daten und alle relevanten Angaben erfassen. Ihren Bewerbern ersparen Sie dadurch den Aufwand, Bewerbungsunterlagen zu erstellen. Gleichzeitig können Sie die Dinge abfragen, die Sie wirklich interessieren, und haben Daten, die Sie besser vergleichen können.
Ein Bewerbermanagementsystem ermöglicht, den Recruiting-Prozess zentral zu verwalten. Weil alle Abläufe an einem Punkt zusammenlaufen, behalten Sie besser den Überblick und können die einzelnen Schritte aufeinander abstimmen.
Employer Branding stärken
Durch das Online-Recruiting können Sie nicht nur über Ihre offenen Stellen informieren, sondern auch für sich als Unternehmen und Arbeitgeber werben. Ihre Karriereseite und Ihre Profile in den sozialen Medien ermöglichen, Einblicke in den Unternehmensalltag zu gewähren. Sie können Ihr Team vorstellen, Ihre Unternehmenswerte vermitteln und Ihre Unternehmenskultur greifbar machen.
Dabei müssen Sie es im Internet nicht bei Texten und Fotos belassen. Auch Videos oder ein Podcast können zum Beispiel wirkungsvolle Instrumente sein, um sich von anderen Unternehmen abzuheben und Ihr positives Image als Arbeitgeber zu unterstreichen.
Talent-Pool aufbauen und pflegen
Ein Talent-Pool kann ein sehr hilfreiches Instrument sein, wenn es darum geht, offene Stellen zu besetzen. Denn dadurch haben Sie bereits die Kontaktdaten von interessanten Kandidaten und können diese direkt ansprechen.
Wenn Sie einen Mitarbeiter einstellen, müssen Sie in aller Regel anderen Bewerbern absagen. Sie waren vielleicht genauso qualifiziert und hätten gut ins Team gepasst, nur ist Ihre Wahl eben, weshalb auch immer, auf einen anderen Kandidaten gefallen. Diese Bewerber sollten Sie in Ihren Talent-Pool aufnehmen. Gleiches gilt für Praktikanten, Werkstudenten, Aushilfen und Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen.
Digitale Tools machen es leicht, mit Bewerbern und ehemaligen Kollegen in Kontakt zu bleiben. Sorgen Sie für positive Erfahrungen, werden sich die Kandidaten eher ein zweites Mal bei Ihnen bewerben. Gleichzeitig steigen die Chancen, dass sie Ihr Unternehmen weiterempfehlen.
Recruiting datenbasiert optimieren
Arbeiten Sie mit digitalen Tools, können Sie den gesamten Recruiting-Prozess in Daten erfassen und wichtige Kennzahlen erheben. Sie können messen, auswerten und kontrollieren, welche Effekte die verschiedenen Maßnahmen haben und wie erfolgreich die eingesetzten Kanäle sind. Dieses Wissen hilft Ihnen dabei, Ihre Zielgruppe besser zu analysieren und auf dieser Grundlage Ihre Personalsuche zu optimieren.
Welche Kanäle nutzt die Mitarbeitergewinnung online?
Wie jede Recruiting-Strategie setzt auch das Online-Recruiting bestimmte Kanäle ein, um geeignete Bewerber zu finden und zu einer Bewerbung anzuregen.
Dabei sind bei der Mitarbeitergewinnung online die folgenden vier Kanäle maßgeblich:
Ihre Karriereseite
Die Karriereseite ist entweder eine Unterseite Ihrer Unternehmenswebseite oder eine eigenständige Webseite. Für eine erfolgreiche Mitarbeitergewinnung online ist die Karriereseite von zentraler Bedeutung. Denn sie ist ein Anlaufpunkt für Interessenten, die sich über Sie als Arbeitgeber und über aktuelle Stellenangebote informieren wollen.
Allerdings ist die Karriereseite nicht nur ein wichtiger Informationskanal, sondern auch ein wichtiges Instrument für das Personalmarketing. Die Inhalte und die optische Gestaltung Ihrer Karriereseite spiegeln Ihre Unternehmenskultur wider. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihre Karriereseite gut auf Ihre Arbeitgebermarke abgestimmt ist und regelmäßig aktualisiert wird.
Online-Jobbörsen
Stellenbörsen sind ein weiterer, sehr wichtiger Kanal für die Mitarbeitergewinnung online. Dabei gibt es große und namhafte Portale, die praktisch alle Branchen abdecken. Veröffentlichen Sie hier Ihre Stellenanzeigen, können Sie eine große Reichweite erzielen.
Je nachdem, wen Sie suchen, kann aber sinnvoller sein, auf kleinere Jobbörsen zu setzen, die sich an einzelne Branchen oder bestimmte Berufsgruppen richten. Die Reichweite ist hier zwar geringer. Doch dafür stehen die Chancen, dass Sie passende Kandidaten ansprechen, oft besser.
Suchmaschinen
Auch die Suchmaschinen sind ein wichtiger Kanal, wenn Sie online Mitarbeiter gewinnen wollen. Das gilt für die allgemeinen Suchmaschinen genauso wie für spezielle Jobsuchmaschinen. Denn wenn Interessenten bestimmte Begriffe eingeben, um sich über Unternehmen, Stellenangebote oder Berufsbilder zu informieren, durchsuchen die Suchmaschinen das Internet und zeigen passende Internetseiten an.
Für ein erfolgreiches Online-Recruiting ist deshalb wichtig, dass Sie in Ihren Stellenanzeigen und Online-Inhalten Begriffe verwenden, die häufig gesucht werden. Denn nur so ist sichergestellt, dass Ihre Angebote bei entsprechenden Anfragen auch gefunden werden.
Soziale Medien
Die sozialen Medien gewinnen bei der Personalsuche zunehmend an Bedeutung. Deshalb gibt es mit dem Social Media Recruiting inzwischen sogar eine eigene Bezeichnung dafür. Dabei ist diese Form der Mitarbeitergewinnung sehr vielseitig.
So können Sie in den sozialen Netzwerken Stellenanzeigen veröffentlichen oder gezielte Recruiting-Kampagnen starten. Auch für Active Sourcing bieten die Netzwerke eine optimale Fläche. Außerdem können Sie über Social Media Employer Branding betreiben. Und nicht zuletzt können Sie die Netzwerke nutzen, um Kontakte zu knüpfen und ihr eigenes Netzwerk zu pflegen.
Welche Instrumente helfen bei der Mitarbeitergewinnung online?
Bei den vielen Einsatzbereichen und Kanälen, die im digitalen Raum zur Verfügung stehen, kann der Überblick schnell verloren gehen. Damit Sie in die Verwaltung der einzelnen Instrumente nicht übermäßig viel Zeit investieren müssen, sollten Sie Werkzeuge einsetzen, die die Abläufe vereinfachen, automatisieren und Ihnen so Arbeit abnehmen.
Zu den wichtigsten Werkzeugen in diesem Zusammenhang zählen folgende:
Bewerbermanagementsystem
Für effektives Online-Recruiting führt kein Weg an einem leistungsstarken Bewerbermanagementsystem (BMS) vorbei. Durch das BMS können Sie alle offenen Stellen und eingehende Bewerbungen zentral sammeln und verwalten.
Außerdem ist es meist möglich, über das BMS mit Bewerbern zu kommunizieren, Termine zu erfassen und sich mit anderen Kollegen aus der Personalabteilung abzustimmen. Die Daten, die entstehen, wenn Sie online Mitarbeitergewinnung betreiben, können Sie im BMS ebenfalls erfassen und auswerten.
Kommunikationsmittel
Im Normalfall ermöglicht bereits das BMS, mit Bewerbern und Ihren Kollegen zu kommunizieren. Dazu ist üblicherweise ein E-Mail-Programm oder eine Chatfunktion an das BMS angebunden.
Das persönliche Kennenlernen vor Ort können digitale Kommunikationsmittel zwar nicht ganz ersetzen. Aber wenn Bewerber zum Beispiel sehr lange Anfahrtswege haben oder Sie eine weitere Auswahlrunde zwischenschalten wollen, kann etwa ein Videochat eine überaus praktische Lösung sein.
Recruiting Dashboard
Ein Recruiting Dashboard können Sie einsetzen, um die Entwicklung verschiedener Kennzahlen in Grafiken oder Diagrammen abzubilden. Dadurch haben Sie eine gute Übersicht über die Effekte der verschiedenen Maßnahmen und können gegensteuern, wenn sich bestimmte Kennzahlen in die falsche Richtung entwickeln. Andersherum sehen Sie natürlich auch, welche Maßnahmen besonders erfolgreich sind und können diese Kanäle gezielt ausbauen.
SEO-Tools
Das Kürzel SEO steht für Suchmaschinenoptimierung. Dabei geht es darum, Inhalte so zu gestalten, dass sie in den Ergebnislisten der Suchmaschinen möglichst weit vorne angezeigt werden. Denn je weiter vorne Ergebnisse erscheinen, desto wahrscheinlicher werden sie von Nutzern angeklickt.
Mit Blick auf die Mitarbeitergewinnung online bedeutet das, dass in Ihren Stellenanzeigen und den anderen Inhalten auf Webseiten Begriffe enthalten sein sollten, nach denen potenzielle Bewerber oft suchen. Um solche Schlüsselbegriffe ausfindig zu machen, gibt es verschiedene Tools. Sie analysieren, wie oft ein Wort für die Suche verwendet wird und mit welcher Wahrscheinlichkeit Sie sich gegen andere Webseiten durchsetzen können, die bei dem Suchbegriff ebenfalls angezeigt werden.
Was sind die größten Herausforderungen im Online-Recruiting?
Online eröffnen sich viele Möglichkeiten und Chancen, um die Mitarbeitergewinnung einfacher, schneller, effizienter und insgesamt erfolgreicher zu gestalten. Allerdings sollten Sie ein paar Dinge unbedingt im Blick haben.
Ein wichtiger Punkt ist der Datenschutz. Achten Sie unbedingt darauf, dass Ihre Instrumente und Softwarelösungen den Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gerecht werden. Auch die IT-Sicherheit muss gewährleistet sein. Geraten sensible Daten in die falschen Hände, kann Sie das finanziell sehr teuer zu stehen kommen und Vertrauen kosten.
Ein weiterer Punkt ist das Budget. Grundsätzlich kann das Online-Recruiting dazu beitragen, dass Ihre Recruiting-Kosten geringer ausfallen. Trotzdem müssen Sie die Ausgaben in Ihren Planungen berücksichtigen. Denn vor allem zu Beginn, wenn Sie neue Technik oder zusätzliche Software anschaffen, fallen entsprechende Kosten an. Gleiches gilt für eventuell notwendige Schulungen von Mitarbeitern, die die Technik nutzen.
Eine Problematik ist, dass sich Technologien sehr schnell entwickeln. Digitale Lösungen, die gerade erst erschienen sind, können kurze Zeit später schon wieder überholt sein. Doch der Versuch, jeden digitalen Trend mitzumachen, kann schnell dazu führen, dass Sie sich verzetteln und die eigentlichen Ziele aus den Augen verlieren.
Und nicht zuletzt sollten Sie digitale Technik nur dort anwenden, wo sie einen echten Mehrwert hat. Gerade wenn es darum geht, die richtigen Bewerber auszuwählen, die nicht nur mit ihren Qualifikationen überzeugen, sondern menschlich ins Team passen, ist der persönliche Austausch einfach unverzichtbar.